Dienstag, 21. Januar 2014

Zeitgefühle und Abschiedsgedanken, die kein Zeitgefühl haben

Die Zeit rennt ... ich weiß nicht genau, wie lange ich noch hier in Frankreich bin. Nachdem ich in den letzten Wochen immer genau wusste, wie viele Wochen ich noch hier bin, hab ich es endlich geschafft, diesen Cowntdown aus meinem Kopf zu verbannen. Und ich werde es sicher nicht für euch ausrechnen.

Zusätzlich zu dem Gedanken, dass ich bald nach Deutschland zurückkehren muss, habe ich das Gefühl, ich komm gerade nicht weiter. Die Zeit läuft und läuft und läuft und ich bleibe auf der gleichen Stelle stehen. Die Zeit zieht an mir vorüber. Und das seit Weihnachten. Ich kann es gar nicht glauben, dass schon ein Monat seit Weihnachten vergangen ist. Ich weiß auch nicht, woran das liegt. Das letzte Mal, wo ich das Gefühl hatte, die Zeit nicht wirklich zu nutzen, hab ich auch nichts fertig gekriegt. Da war ich irgendwo in einem Loch und musste selber wieder herausfinden. Das ist bestimmt schon ein Jahr her, aber das war auch anders. Eigentlich ist alles wie immer, außer dass ich nicht wirklich merke, wie die Zeit vergeht. Vielleicht kann man das mit der Erde vergleichen. Die Erde dreht sich und dreht sich und dreht sich. Ich drehe mich mit ihr mit, bleibe aber am gleichen Punkt stehen und denke deswegen, ich drehe mich nicht mit? Ich weiß nicht, ob ihr meine Gedankengänge nachvollziehen könnt, so wirklich kann ich es selber nicht. Ich will es begreifen, was das mit der Zeit auf sich hat, damit ich es ändern kann und die Zeit nicht verschwende, weil ich nicht merke, wie sie vergeht.

Ich will noch nicht von hier weggehen. Aber ich will auch wieder nach Hause. Mir wurde schon mehrfach gesagt, dass es von der Schule hier kein Problem wäre, dass ich länger bleibe. Aber irgendwie will ich auch wieder nach Hause. Wenn ich von Anfang an ein Jahr Frankreich festgesetzt hätte, wäre es einfacher zu bleiben. Ich mache es mir jetzt halt einfach. Es hieß von Anfang an ein halbes Jahr und es ist mir zu kompliziert, das jetzt noch zu verändern. Vielleicht werde ich das irgendwann bereuen. Aber es gibt auch Dinge in meinem Leben, von denen ich weiß, dass es ihnen gut tun wird, wenn ich bald nach Hause komme. Es hört sich so seltsam an, wenn ich mit "nach Hause" "nach Deutschland" meine. Denn ich hab hier auch ein Zuhause gefunden. Mir wird mein französisches Leben so fehlen. Ich kann, nein ich will, mir das gar nicht vorstellen, nicht mehr hier in die Schule zu gehen, nicht mehr meine französischen Freundinnen zu sehen, nicht mehr meine französische Familie, nicht mehr französisch zu sprechen. Da bleib ich gleich mal beim Französischsprechen. Am Anfang dieses halben Jahres hab ich fast nichts verstanden, weder beim Lesen noch beim Hören. Mit dem Sprechen war es genauso. Was ich beim Lesen verstehe, da kommt es ganz darauf an, wer wann welche Art von Text geschrieben hat. Beim Sprechen verstehe ziemlich viel, nicht alles, geschätzte 83% vielleicht (80% sind mir zu wenig und 85% zu viel). Oft höre ich aus Gewohnheit bei Gesprächen trotzdem nicht zu ... während ich in Deutschland früher bei fast allen Gesprächen zugehört hab, hab ich mich jetzt daran gewöhnt, oft in meinen Gedanken zu versinken und nur manchmal zuzuhören.

Das klingt jetzt schon so wie eine Zusammenfassung... ich will das noch nicht beenden. Warum läuft die Zeit weiter und ich nicht? Warum nicht andersrum? Aus Zeitgedanken wurden Abschiedsgedanken. An dieser Stelle hab ich noch eine Überraschung für mich selber: Du musst noch nicht jetzt gehen! Du hast noch ein paar Wochen in Frankreich!
Und für euch hab ich auch eine Überraschung: Ihr könnt das Leben noch ein paar Wochen ohne mich genießen! Vielleicht habt ihr so eine Chance nie wieder. Nutzt sie! (Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, werde ich noch oft in mein französisches Leben zurückkehren....)

1 Kommentar:

  1. ich freu mich, dass es dir so super gefällt. ich fahre ja auch bald nach hause und ehrlich gesagt freue ich mich total darauf, weil ich schon weiß, dass mich zu hause ganz viel tolles erwartet. andererseits habe ich hier so viele tolle leute kennen gelernt, die ich am liebsten alle in mein auto stopfen und mitnehmen würde! mein leben hier und das in deutschland sind komplett unterschiedlich und hier in frankreich hab ich erstmal gelernt, wie sehr mir meine familie fehlen kann. ich will dir jetzt hier keinen roman schreiben, ich hab schonmal was darüber auf meinem blog gepostet, falls du es lesen möchtest :) viel spaß noch!!!

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